– ein Zeichen 35 Jahre zu spät –
Seit 2019 sind auch die bunten Zebrastreifen, als Zeichen von Gleichberechtigung aller sexuellen Orientierungen, in Österreich angekommen, wenn auch nicht in allen Bundesländern. Abgesehen davon, dass bunte Straßenübergänge die Umgebung freundlicher machen, haben sie auch viele Verkehrsteilnehmer, über ihr Sinnbild nachdenken lassen. Die Streifen sollen an die Diversität, die vielfältige Ausdrucksweise der gesamten Menschheit erinnern, was meiner Ansicht im 21.Jh eigentlich nicht mehr nötig sein sollte.
Als ich 1991 in New York ankam, um ein Jahr dort zu bleiben, war ich auf den offenen und toleranten Umgang mit Homosexualität nicht vorbereitet. Zwar hatte ich zuvor bereits 5 Jahre in Wien gelebt, aber von einer Gay-Szene war damals in unserer Bundeshauptstadt gar nichts zu bemerken.
Ich, als heterosexuelle, junge Frau, war begeistert von der Freundlichkeit der schwulen Verkäufer und KellnerInnen, wunderte mich über die links- oder rechts aus den Hosen hängenden Tüchlein und war völlig überrascht, als mich eine viel ältere Teilnehmerin eines Töpferkurses zu sich einlud, um von ihrer Expartnerin zu erzählen.
Damals war es in den Großstädten der USA bereits erlaubt, seine Gesinnung offen auszudrücken, im großen Gegensatz zum ländlichen Bereich der Vereinigten Staaten, wo man unglaublich prüde mit dem Thema Sexualität umging (zum Beispiel waren Bikinis an vielen Stränden nicht erlaubt, es herrschte Badeanzugpflicht) und es noch immer tut.
Im Big Apple gab es vor 35 Jahren keine bunten Zebrastreifen, denn auch ohne sie wurden Homosexuelle akzeptiert und waren im Stadtbild integriert. Keiner schaute, drehte sich um oder wunderte sich. Als ich nach Wien zurückkam, wurde ich schlagartig an die österreichische Art mit der Thematik umzugehen, erinnert: Ignorieren und schlecht machen, obwohl man sich nicht damit beschäftigt hat. Das Thema Homosexualität gibt es seit Menschengedenken und ich wünsche mir von Herzen, dass die Gesellschaft bald so offen ist, wie sie bereits vor Jahrzehnten in New York war.
Ich freue mich über Ihr Vertrauen.
Ursula Pfeiffer